Ohnmacht.
“Ich hatte null Kontrolle in solchen Situationen.
Es ist wirklich ein Wunder, das nichts schlimmeres passiert ist. Es war ja so schon schlimm genug, was die Frauen körperlich und psychisch ertragen mussten.“
(Matze, 29 J.)
(Ohn-)Macht
Der Richter stellt Matze vor die Wahl: Gefängnis oder Therapie.
2018 sitzt er zum ersten Mal vor der Kamera und erzählt nicht nur seiner Therapeutin von seiner Geschichte.
Seine Kindheit, seine Jugend, seine Beziehungen, sein Leben – als Täter und Opfer von Häuslicher Gewalt.
Täter gegen Frauen, gegen seine ehemaligen Partnerinnen. Und gleichzeitig Opfer seiner Familiengeschichte, deren Traumatisierungen er lange Jahre mit sich trägt und ihn schließlich selbst Ohnmächtig, in der Tat mächtig erscheinen lassen.
Schonungslos ermöglicht er uns einen Blick hinter die Fassade aus Schweigen und Angst, die viel zu oft lähmt, um Taten anzusprechen und anzuzeigen.
M. tut dies nicht aus Gründen der Selbstdarstellung, er ist kein Schauspieler, keine Rampensau. Er will mit sich und seiner Biografie ins Reine kommen.
Vor allem will er Frauen vor Männern wie ihn warnen und Männern wie ihm einen Ausweg zeigen.
Hintergrund
Weltweit hat mehr als jede dritte Frau in ihrem Leben bereits sexuelle, physische oder
psychische Gewalt erlebt. Daher bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken. Wer jetzt denkt, in Deutschland sei dies anders, der betrachte eine repräsentative Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Gewaltgegen Frauen mit unter Anderem diesen Ergebnissen:
– 40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.
– 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt
Als am 25. November 2018, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, auf steigende Zahlen im Vorjahr hingewiesen wurde, schockierten besonders die Zahlen der Gewalt an Frauen mit Todesfolge. 147 Frauen sind im Jahr 2017 von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden.
Wenn man dies auf ein Jahr runterbricht, starb also 2017 im Schnitt fast jeden zweiten Tag in Deutschland eine Frau durch Häusliche Gewalt. Familienministerin Giffey bezeichnete dies in einem Interview als eine:
„Unvorstellbare Größenordnung, in einem modernen Land wie Deutschland“.
“Wir müssen lernen familiäre Verletzungen und soziale Ausgrenzung ernst zu nehmen“
Das so hohe Zahlen von häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Frauen in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft nicht akzeptiert werden können, steht außer Frage.
Wir sind überzeugt, dass aufgeklärtes, gesamtgesellschaftliches Handeln nur funktionieren kann,
wenn wir Opfer und Täter bzw. den Menschen mit seinen Emotionen, Motiven und Identitäten nachvollziehbar machen und die entrüstenden Themen als menschlich begreifen.
Die Darstellung der Täterperspektive soll hierbei nicht Entschuldigen, sondern für die emotionale Komplexität der Gewalt in partnerschaftlichen Beziehung Sensibilisieren.
Wir müssen lernen familiäre Verletzungen und soziale Ausgrenzungserfahrungen ernst zu nehmen, sowie unseren Anteil daran zu reflektieren.
Und einen Anteil daran haben wir alle, wenn wir uns nicht engagieren, hinsehen, aufstehen, das Schweigen brechen.
Nur so können wir als Menschen und als Gesellschaft weiter wachsen!
Status der Serie
Die Ausstrahlung musste aufgrund des Opferschutzes vorerst zurückgestellt werden. Wir sind weiterhin im Austausch und hoffen sehr, dass wir die Biografie-Serie, ergänzt um eine zweite Staffel, in der Zukunft noch veröffentlichen können.
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