Eine besondere Herausforderung im Leben ist es, die Waage zwischen Produktivität und Besinnung hinzubekommen. Gerade im Dezember fordert uns die Umwelt bis aufs äußerste. Unsere Emotionen fahren Achterbahn. Konsumversprechen, Bedürfnisverlockungen, Selbstoptimierung, Mitgefühl. Wie können wir uns hier den notwendigen Raum für die Entschleunigung und Reflexion nehmen? Wir haben uns in den letzten Wochen bewusst zurückgehalten, um im neuen Jahr mit frischem Wind wieder durchzustarten.
Danke für Euer Engagement, Eure Solidarität und Eure Anteilnahme!
Wir freuen uns auf ein neues Jahr mit Euch, und wünschen euch allen ein Jahr, wie ihr es euch vorstellt!
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Doch was ist im letzten Jahr eigentlich alles passiert?!
Die HallenmokelZ
Die wohl wundervollste und fantastischste zwischenmenschliche Begegnung ereilte uns Ende August letzten Jahres. Durch einen FB-Zufall (wir wurden verlinkt ;)) erfuhren wir von dem Vorhaben der Band “Die Hallenmokelz“ die Erlöse ihres Konzerts im Unikeller Stigma e.V. zu spenden. Wir waren begeistert von der dezenten, aber bestimmenden Art ihrer Ankündigung:
Wir hatten natürlich spontan Bock dabei zu sein. Diese coolen Menschen kennen lernen und ein bißchen Werbung für unseren Verein machen. Auf geht’s!
Was wir erlebten war ein beeindruckend faszinierendes, zerstreuendes und motivierendes Zusammenkommen mit überragender Musik. Bei den Spendenaufrufen hatten wir Gänsehaut, der Zuspruch der Zuschauer war überwältigend und diese Hallenmokelz, also jeder Einzelne, sind unfassbar. Die Spende hat Stigma e.V. Rekordniveau erreicht und die Übergabe war nochmal ein überwältigendes Highlight. Liebe Hallenmokelz, ihr seid echte Freunde geworden!
Lernen aus Lebenserfahrung
In diesem Jahr mussten wir hier leider etwas kürzer treten, da wir dabei sind unser Bildungsportfolio zu erweitern und ehrenamtlich zeitliche Abstriche gemacht werden müssen. Dennoch konnten wir wieder einige schöne neue Erfahrungen machen und tolle Menschen kennen lernen. Unsere Unterrichtseinheiten, die an den Schulen für einen Vormittag mit bis zu 30 Schülern ausgelegt sind, haben wir didaktisch nochmal weiter entwickelt und sind inzwischen nah an dem, was wir uns idealerweise vorstellen. Die Schüler sind immer begeistert, arbeiten aufmerksam mit und öffnen sich auch mit ihren Erfahrungen. Wir sind überzeugt davon hier eine wesentliche und wichtige Ergänzung des Schulcurriculums im Bereich Lebensbildung zu bieten. Derzeit arbeiten wir an einer Broschüre für unser Konzept und wollen im neuen Jahr die Vorstellung unseres Angebots an den Schulen intensivieren.
BBS Ahrweiler
Im Juni verweilten wir zwei Tage an der BBS in Ahrweiler, um dort jeweils mit einer gemischten Gruppe von 30 Schülern zwischen 15-18 Jahren unsere Unterrichtseinheiten durchzuführen. Auf Initiative der Schulsozialarbeiterin Theresa Münch nahmen auch einige Sozialarbeiter und Lehrer teil, so dass auch zwischen den Generationen eine interessante Diskussion entstand.
Hier der link zum Artikel auf der Schulhomepage:
BBS Ahrweiler – Vom Ex-Junkie lernen:
Jugendteam Torgau und Oberschule Nordwest
Erstmals zu Gast waren wir auch in Sachsen im beschaulichen Torgau in der Oberschule Nordwest. Das Jugendteam Torgau, um Christina Gaudlitz, hat die Kontakte hergestellt und die Finanzierung über den Förderverein und die Stadt organisiert. Ein großartiges Engagement einer leidenschaftlichen Gestalterin, die der sinnvollen Idee des Jugendteams Torgau trotz großer Probleme mit der Politik Leben einhaucht. Alle Fotos in diesem Absatz sind übrigens von Ihr!
Die Unterrichtseinheiten fanden an zwei Tagen mit jeweils 30 Schülern der 8. Klasse statt. Es hat riesigen Spaß gemacht.
Auch ein Lehrerseminar konnten wir erfolgreich etablieren, bei dem wir in freundschaftlicher Atmosphäre die dringendsten Fragen zum Thema Drogen, Sucht und Kriminalität diskutieren konnten.
Jugendreferat Tuttlingen
Eine etwas andere Veranstaltung hatten wir im Oktober in Tuttlingen, wo wir vor ca. 180 Jugendlichen eine verkürzte Abendversion unseres Unterrichts- und Workshopsangebots präsentieren durften. Im Anschluss diskutierten wir mit den regionalen Experten, Sarah Kozak von JuKop und Christoph Heieis von der bwlv Suchtberatungsstelle Tuttlingen, auf dem Podium und tauschten uns über die Ereignisse, die ihnen in ihrer Arbeit mit Jugendlichen begegnen. Mit diesem Austausch konnten die Gäste zwei der Ansprechpartner in der Region näher kennenlernen. Auch hier waren wir sehr zufrieden, und die Gesprächsrunde am folgenden Vormittag mit den Sozialarbeiter_INNEN der N!-Region, hat das ganze mit neuen Impulsen für die offene Jugendarbeit abgerundet.
Medienproduktion
Im Fokus der Videoproduktion des Vereins stand die Produktion unserer neuen Biografie-Serie “(Ohn-)Macht“ zum Thema Häusliche Gewalt, Gewalt-Traumatisierung und Persönlichkeitsstörung, für die uns unser Protagonist Matze aus seinem Leben berichtet.
Die Serie stand auch im Mittelpunkt unserer ersten eigenen öffentlichen Veranstaltung im August in der Hase 29. Vor mehr als 50 Zuschauern stellten wir unsere Vereinsarbeit und Vision vor, und diskutierten im Anschluss vor allem über die neue Serie. Unsere Erfahrung der vorangegangenen Serien bestätigte sich, und wir führten auch zu diesem ethisch sehr schweren Thema eine offene, verständnisvolle Diskussion, die sich vor allem an der Auseinandersetzung mit Matzes Biografieausschnitten orientierte. Genau so soll es sein.
Die Veranstaltung gab uns noch mehr Mut, aber auch einige Bedenken mit, die wir in die Produktion mit einfließen ließen. Das Release wurde für den 25.11. geplant, der Schnitt voran gebracht, ein Intro entwickelt, doch dann…
…müssen wir verschieben.
Bei unserer Arbeit mit Menschen und ihren Geschichten ist es logisch, dass auch menschliche Reaktionen passieren und diese Entwicklungen dazu gehören.
Hier eine etwas ausführlicheres Statement: Release verschoben
Wir bleiben in jedem Fall an dem Thema im nächsten Jahr dran, und werden es in veränderter Form wieder aufgreifen. Fest steht: Unser überragendes Produktionsteam hat die Biografie-Serie weiter entwickelt, bereits einige Ideenfragmente für neue Formate im Kopf und freut sich auf die Goldenen Zwanziger!
Selbsthilfe & Kooperationen
Der Ausbau des Bereichs steht im nächsten Jahr mit öffentlichen Veranstaltungen und der Begleitung von dem einen oder anderen Sozialkongress an. Wir sehen hier enormes Potential für die institutionelle und multimediale Aufklärung, aber vor allem für den zwischenmenschlichen Austausch. Wir haben auch hier wundervolle Menschen kennen gelernt, die alle in ihrem Bereich mit Herzblut und Umsicht wirken. Wir freuen uns uns auf die Begegnungen 2020!
Elternkreis Waiblingen
Inzwischen ist es schon Tradition, dass wir zum Gedenktag der Drogentoten zum Elternkreis nach Waiblingen fahren. Wir können uns nur wiederholen, es ist ein bißchen wie zur Familie kommen. Die offene Begegnung mit den erfahrenen Eltern ist so wertvoll und inspirierend. Die zwischenmenschliche Beheimatung so sinnstiftend und hoffnungsvoll. Wir freuen uns riesig im nächsten Jahr weiter an der Bildungs-Kooperation zu arbeiten.
“Mit Suizidgedanken leben“ – Suizidalität und Selbsthilfe
Dieser Titel für eine Tagung durchkreuzte im März unseren e-mail Verteiler und wir waren sofort Feuer und Flamme. Selbsthilfe im Rahmen von Suizid ist häufig ein Rotes Tuch, wie eben Suizid generell ein riesiges gesellschaftliches Schweigen hervorruft und die Gesellschaft aus Angst einen Hilfeschrei an die Experten sendet. Dabei ist es menschlich vollkommen logisch, dass die Hilfe und Solidarität von Erfahrenen ein enormes Lernpotential hat. Hochinteressant also! Zudem sollte unser Protagonist von “Komm, lieber Tod“, Stefan Lange, die Biografie-Serie vorstellen und unter dem Titel : “Antistigma von unten: Wie Betroffene den Diskurs über Suizidalität verändern am Beispiel der Youtube-Serie „Komm, lieber Tod“, referieren. Wir meldeten uns an, und freuten uns über die Bitte, vielleicht ein bißchen mit zu filmen. Herausgekommen ist zunächst ein Interview mit dem Projektteam Kristina, Leillaini und Saskia.
Seht selbst:
Interview: Suizidalität & Selbsthilfe
Ein wirklich beeindruckendes Projekt, von beeindruckenden Menschen, die wir weiterhin gerne so gut wir können unterstützen!
Hier der link zur Homepage: www.suizidgedanken.net
Lebenswelten
Gemeinsam mit dem Frauentreff Olga haben wir zum Anwohneraustausch im Kurfürstenkiez. Der Frauentreff engagiert sich vor Ort für die Interessen der Sexarbeiter*Innen und versucht die Interessen mit den Anwohnern unter einen Hut zu bekommen. Keine leichte Aufgabe, und der Abend zum Thema Lebenswelten sollte Verbindungen schaffen. Obwohl es leider nur eine Veranstaltung wurde, die sich relativ einig war, war es sehr aufschlussreich. Wir konnten einige neue Impulse und Kontakte mitnehmen.