Nun ist er schon wieder vorbei – Unser erster selbstveranstalteter, öffentlicher Auftritt in Osnabrück. 1 Woche im Ausnahmezustand. Kommt überhaupt jemand? Wenn ja, wieviele? Wie finden sie es? Was fehlt noch? Scheiße, dass müssen wir noch schnell machen…
Schlussendlich haben unsere Mitglieder und weitere Helfer die Hase 29 in einen Stigma-Erlebnisort verwandelt. Mit der Kunstausstellung unsere Mitglieds Eva Lause “Kunst von Innen“ in der sie ihre Bulimie Erfahrung verarbeitet, 2 audiovisuellen Stationen, bei denen die Biografie-Serien “Shore, Stein, Papier“ und “Komm, lieber Tod“ mit Kopfhörern und auf Leinwand für die Besucher erlebbar wurden, unserer Mitglieder-Fotoreihe, sowie Speisen und Getränken wurden Gaumen, Kopf und Herz in Bewegung gesetzt. Als sich der Raum immer weiter füllte, wurde dann schnell klar, dass wir auch mit der Besucherzahl sehr zufrieden sein können. 50 Gäste! Großartig! Aber wie kommt jetzt unser Inhalt an?
Auch wenn wir bisher einige Erfahrungen in der Erklärung unserer Philosophie und der Projekte haben, brachte der Abend nochmal eine neue Qualität an Anspannung und Neugier. Inhaltlich so zusammenhängend hatten wir uns noch nicht präsentiert, und mit der Preview der neuen Biografie-Serie “(Ohn-)Macht“ das sensible Thema Häusliche Gewalt aus der Täterperspektive angestossen, dass natürlich auch uns an unsere ethischen Grenzen führt. Angesichts der Zahlen: 40%, der in Deutschland lebenden Frauen, haben mit dem aktuellen oder vergangenen Partner Gewalt erlebt, kann man erahnen, dass jeder von uns im nächsten Verwandten-, Freundes- und/oder Bekanntenkreis in irgendeiner Form persönlich betroffen ist. Das Thema ruft Abwehr hervor, aber genau deshalb ist es so wichtig das Schweigen zu Überwinden und über die realen menschlichen Bedingtheiten von Täter und Opfer zu sprechen. Nur so kann eine nachhaltige Veränderung in der Gesellschaft stattfinden, die angesichts der erschreckenden Zahlen und den damit einhergehenden zahlreichen traumatisierten Menschen und ihren Familien, sowie Freunden dringend erforderlich ist.
Die Reaktionen auf die Preview und die anschließende Diskussion haben gezeigt, dass es Bereitschaft und Interesse gibt, sich dem Thema zu stellen. Auch wenn es mitunter schwer zu ertragen ist, waren die Fragen an den Protagonisten Matze von aufrichtigem und kritischem Interesse geprägt, die uns in der Aufklärung über das Thema Häusliche Gewalt weiter bringt. Vielen Dank an die Wortbeiträge der Besucher und an Matze, dass er sich den Fragen gestellt hat. Ein Dank geht unbedingt auch an $ick, auch wenn das gesteigerte Interesse ausnahmsweise nicht seiner Geschichte galt ;), hat er mit seiner Präsenz und seinen Beiträgen für eine menschlich-zusammenhängende Einordnung der Motive gesorgt!
Wir sind davon überzeugt, dass der Abend auch ein guter nächster Schritt in der Etablierung unseres Bildungskonzeptes „Lernen aus Lebenserfahrung“ und der thematischen Kooperation mit fachlichen Partnern in Osnabrück war.
Es war eine aufschlussreiche, schöne Zeit mit tollen Menschen, vielen lieben Dank dafür!
Wir haben Bock auf Mehr!